Zutritt zu Spielhallen künftig erst ab 21 Jahren: Ist Niedersachsen ein Einzelfall?

Strengere Altersgrenzen und neue Regulierungen verändern die Glücksspielbranche und sollen für mehr Spielerschutz sorgen.

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Niedersachsen geht in Sachen Glücksspiel neue Wege: Als erstes Bundesland hat es das Mindestalter für den Zutritt zu Spielhallen von 18 auf 21 Jahre angehoben. Die Idee dahinter? Junge Menschen sollen besser vor den Risiken der Spielsucht geschützt werden. Doch bringt diese Regelung tatsächlich etwas? Oder suchen sich potenzielle Spieler einfach neue Wege, um ihr Glück – oder ihr Pech – herauszufordern? Und wie reagieren andere Bundesländer auf diese Entscheidung? 

Strengere Regeln für Spielhallen – was genau ändert sich in Niedersachsen?

Bisher war es so: Sobald man 18 Jahre alt geworden war, konnte man problemlos eine Spielhalle betreten, sich an einen Automaten setzen und sein Glück versuchen. Doch damit ist in Niedersachsen jetzt Schluss. Ab sofort müssen Besucher mindestens 21 Jahre alt sein, um Einlass zu erhalten.

Aber warum wurde genau diese Regelung eingeführt? Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind vor allem junge Erwachsene unter 25 Jahren besonders anfällig für problematisches Spielverhalten. Das liegt unter anderem daran, dass das Gehirn in diesem Alter noch nicht vollständig ausgereift ist – Impulskontrolle und Risikoeinschätzung sind noch nicht so stark ausgeprägt wie bei älteren Menschen.

Was bedeutet das konkret für Spielhallen?

Die Betreiber müssen einige Anpassungen vornehmen, um die neuen Vorschriften umzusetzen:

  • Strengere Alterskontrollen

  • Neue Identifikationssysteme

  • Mehr Aufklärung

  • Möglicher Rückgang der Kundenzahlen

Das niedersächsische Innenministerium hält die neue Altersgrenze für einen wichtigen Schritt zur Reduzierung der hohen Spielsucht Quote bei jungen Erwachsenen. Kritiker hingegen fragen sich: Schützt man mit dieser Maßnahme wirklich die Jugend? Oder verlagert sich das Problem einfach an andere Orte?

Was passiert in den anderen Bundesländern?

Während Niedersachsen vorangeht, sieht die Lage in anderen Bundesländern noch anders aus. Die meisten halten an der Altersgrenze von 18 Jahren fest.

Ein Blick auf die unterschiedlichen Regelungen:

  • Bayern, Baden-Württemberg, Hessen: Keine Änderung – Spielhallen bleiben ab 18 Jahren zugänglich.

  • Schleswig-Holstein: Hier wird diskutiert, ob man die Altersgrenze ebenfalls auf 21 Jahre anheben sollte.

  • NRW, Sachsen, Thüringen: Es gibt zwar strengere Vorschriften für Spielhallen, aber die Altersgrenze bleibt bei 18.

Manche Politiker begrüßen die Entscheidung Niedersachsens, andere halten sie für übertrieben. Denn eine Frage bleibt offen: Wird sich das Glücksspielverhalten der Jugendlichen dadurch wirklich ändern?

Wandern junge Spieler jetzt einfach ins Internet ab?

Eine große Sorge der Kritiker ist, dass viele junge Menschen nun einfach ins Online-Glücksspiel ausweichen. Denn während Spielhallen jetzt strengere Regeln haben, sieht es im Internet ganz anders aus.

Die größten Probleme beim Online-Glücksspiel:

  • Anonymität: Viele Plattformen sitzen im Ausland und verlangen kaum Altersnachweise.

  • Einfache Umgehung: Wer minderjährig ist, kann sich oft mit gefälschten Dokumenten oder über den Account eines Freundes Zugang verschaffen.

  • Technische Lücken: Obwohl es KI-gestützte Alterskontrollen gibt, sind diese noch längst nicht überall im Einsatz.

In Spielhallen kann man das Alter problemlos durch eine persönliche Prüfung kontrollieren – im Internet dagegen ist das viel schwieriger. Wenn junge Leute also nicht mehr in eine Spielhalle gehen können, weichen sie vielleicht einfach auf Online-Casinos aus. Und dort sind die Risiken oft noch größer, weil es weniger Kontrolle gibt.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass, während deutsche Online-Casinos strenge Regeln einhalten müssen, es im Ausland viele Anbieter mit weniger strengen Vorschriften gibt. Deutsche Spieler können oft problemlos auf solche Seiten zugreifen und landen dann in einem unregulierten Glücksspielbereich.

Bringt die neue Regelung wirklich etwas – oder ist sie nur Symbolpolitik?

Die Meinungen zur neuen Altersgrenze gehen weit auseinander. Die einen sagen: „Super, das schützt junge Menschen vor einem gefährlichen Einstieg ins Glücksspiel!“ Die anderen halten dagegen: „Das ist reine Kosmetik – wer spielen will, findet auch einen Weg!“

Es gibt kaum Belege dafür, dass eine Altersgrenze von 21 Jahren tatsächlich Spielsucht verhindert. Zwar gibt es in manchen Ländern wie den USA ähnliche Regelungen, aber ob sie langfristig wirksam sind, ist unklar.

Fazit: Ein Experiment mit ungewissem Ausgang

Niedersachsen wagt mit dieser neuen Regelung einen großen Schritt. Ob er in die richtige Richtung führt, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Wird das Problem der Spielsucht dadurch wirklich eingedämmt? Oder treibt man junge Menschen nur dazu, auf weniger regulierte Alternativen auszuweichen?

Fest steht, dass andere Bundesländer genau beobachten werden, wie sich die Situation in Niedersachsen entwickelt. Falls sich die Maßnahme bewährt, könnten weitere Länder nachziehen. Falls nicht, könnte es sein, dass man die Altersgrenze irgendwann wieder senkt.

Am Ende bleibt eine entscheidende Frage: ist es wirklich die richtige Strategie, einfach nur die Altersgrenze anzuheben? Oder müsste man nicht viel stärker in Aufklärung, Beratung und Prävention investieren? Denn wer erst gar nicht in die Versuchung kommt, braucht auch keine Verbote.

Petra Zeitz - Chefredakteur

Petra Zeitz

Head of Global Casino Content

348 Artikel
Ich bin Petra Zeitz und teste für dich Online Casinos und Spiele. Als Journalistin arbeite ich seit vielen Jahren im iGaming Bereich. Zuvor veröffentlichte ich Bücher und produzierte Content für Webseiten. Bei CasinoTopsOnline bin ich für den deutschsprachigen Inhalt des Casino-Ratgebers mit seinen Testberichten und Bewertungen verantwortlich. Da sich die Branche ständig verändert, gibt es immer wieder Neues zu entdecken. 2022 erschien mein Buch "Online-Casinos im deutschsprachigen Raum - Entwicklung und Legitimation" mit Informationen über den deutschsprachigen Glücksspielmarkt.